Westfälischen Nachrichten vom 3.04.2015:

Farbenfrohe Tischrunden laden ein

Münsterische Künstlerin Regine Schmidt-Morsbach statte zwei Kreuzfahrtschiffe mit ihren Bildern aus

Münster. Ob sie schon mal eine Kreuzfahrt unternommen hat? (…)“Ach, das ist nichts für mich.“ Sie ist passionierte Radfahrerin, muss „Kilometer machen“ – und das ist auf Luxuslinern bekanntlich schwierig. (…)

Es ist zwei Jahre her, dass Regine Schmidt-Morsbach die Mail erreichte, die alles in Fahrt brachte. Im März 2013 fragte eine Galerie aus Bielefeld, zugleich spezialisiert auf Art-Consulting, per E-Mail an, ob sie Interesse an der künstlerischen Gestaltung eines Restaurants habe. Die Münsteranerin zögerte, vermutete sogar einen „Scherz“. Aber die Anfrage schwirrte in ihrem Kopf herum. Und dann waren da ja noch ihre „Tischbilder“, die Figuren mit Gesten und Blicken auf spannende, überraschende Weise zu Gruppenporträts zusammenführte – „ideal eigentlich für eine Restaurant-Atmosphäre“,(…). Also schickte sie doch mal ein paar Fotos ihrer Bilder an die Mail-Adresse zurück. 

Danach passierte lange nichts. Also doch nur ein Scherz? Und plötzlich lag eines Tages die Antwort im Briefkasten: Die Auftraggeber seien angetan, sie werde in die Reihe der Mitbewerber aufgenommen, schrieb die Galerie als Mittelsmann. Wochen später eine neue Benachrichtigung: Sie sei zur Favoritin aufgestiegen. Um welches ominöse Restaurant es sich handelt – kein Wort davon. 

Im Januar 2014 platzte dann die Bombe. Regine Schmidt-Morsbach erhielt den Zuschlag, die Restaurants zweier Kreuzfahrtschiffe des AIDA-Konzerns, die erst 2015 und 2016 in Nagasaki in Japan vom Stapel laufen werden, künstlerisch zu gestalten.(…) Und dann ging die Arbeit erst richtig los. Zwölf Entwürfe der endgültigen Acrylbilder galt es anzufertigen, die dann zwecks Absegnung beim Aida-Unternehmen in Rostock auf dem Konferenztisch landeten. Schmidt-Morsbach machte sich sofort an die Arbeit, setzte die geforderten Entwürfe im Format 30 mal 40 Zentimeter zunächst als Aquarell um, um die „Lebendigkeit und Leichtigkeit der Szenen zu erhalten“. Seither steht die Umsetzung der Motive, die Menschen gesellig miteinander am Tisch zeigen, in großformatige Acryl-auf Leinwand-Werke bei Schmidt-Morsbach auf dem Plan.

„Mein Ziel ist es, das aquarelltypische auch in der anderen Technik zu erhalten“, schildert die Künstlerin. Über ein Jahr ist seither vergangen – und inzwischen arbeitet sie in ihrem Atelier an der Sternstraße am letzten von zwölf Bildern. Die ersten sechs sind bereits im Februar dieses Jahres von einer Spedition begutachtet, verpackt und nach Nagasaki verschifft worden. Die zweite Serie ist, wie gesagt, fast fertig. Das zwölfte Bild steht halbfertig auf der Staffelei, während Regine Schmidt-Morsbach unserer Zeitung diese unglaubliche Geschichte erzählt.

„Die skizzierten Entwürfe werden in Acryl in differenzierten Strukturen und changierenden Farbflächen umgesetzt.“ Der Tisch, an dem die teils üppigen Figuren in ihren Bildern hocken, bildet jeweils die Basis der Bilder. Mal gesellt sich ein Chamäleon zu einer Runde distinguiert wirkender Herren, mal wird ganz offensichtlich dem Alkohol zugesprochen – entsprechend dem Titel eines der Werke: „Leben soll sich wieder lohnen.

„Die Arbeit macht immer noch viel Spaß. Es ist spannend, wie sich auf der Leinwand trotz klarer Vorlage überraschende Kompositionen entwickeln“, schildert die Künstlerin, die sich nun sputen will, das Projekt in diesem Monat zum Abschluss zu bringen. Denn eine Ausstellung in der Schweiz 2016 wirft bereits ihre Schatten voraus. Ob es ihr leicht fällt, ihre Werke künftig auf den Weltmeeren unterwegs zu wissen? Regine Schmdit-Morsbach zögert. „Wenn man mich einladen würde, würde ich schon gern selbst sehen wollen, wo sie gelandet sind.“ Und wenn schon Schiffsreise, „dann würde ich gern wohlhabende, ältere amerikanische Touristinnen begleiten – zu Studienzwecken.“ Mal sehen, ob es dazu kommt.