Wenn sie fallen
schweben sie schwerelos
zu Boden
stets dazu bereit
mit dem nächsten Windzug
weiterzureisen
Ich entdecke sie überall, zwischen dem Herbstlaub und neben Bordsteinen, unter Parkbänken und auf Radwegen. Sie werden vom Windstoß vertrieben und von den Autoreifen zerdrückt, von Spaziergängern übersehen, vor den Haustüren von Besen weggefegt. Sie leben ein unentdecktes Spiel in den Lüften, plustern sich im Gefieder und räkeln sich auf dem erdigen Boden. Sie reisen durch ihre kleine Welt, ohne das nächste Ziel zu kennen, ohne Erwartung, Eile oder Langeweile, ohne Sorge und Ängstlichkeit. Sie landen immer weich und harren der Winde, die sie wieder mit sich tragen. Ihr Schutz ist ihre Wertlosigkeit.
Sie erscheinen gewöhnlich und die Eine der Anderen so ähnlich und manchen Leuten sogar hässlich.
Doch ist nicht jede Einzelne wunderschön? Sie erhebt sich wie eine Ballerina auf ihrem Kiel und zeigt stolz und erhaben ihre beiden so verschiedenen Seiten. Ihre hauchdünnen Härchen bilden beinah spurlos ein festes Kleid, das sich in vielen zarten Nuancen stetig wandelt und sein Grau in alle Regenbogenfarben taucht. Ihr Leben beweist sich in Knicken, gebogenen Rissen und aufgesperrten Öffnungen, in Brüchen und verklebtem Flaum, aber immer ehrlich und ohne gebrochenen Stolz.
Schmimo 2018